Sonntag, 10. April 2016

Schreibblockade – ein Text von Susanne Michaelis

Schreibblockade

Ich starr auf das Blatt
das Blatt starrt zurück. 
Es ist so ganz leer
und ich so bedrückt.
Ich möchte erzählen
von höhren Gewalten,
von Helden und Kriegern
und Nornen, die walten!
Und so legt die Stirn sich mir in Falten.
Ach hätt ich doch nur meinen Putzjob behalten!

Ich kau an dem Stift,
und blick durch den Raum.
Da meldet sich zaghaft,
fast schüchtern ein Traum.
Ich sehe den Ritter
die holdseelige Maid
das Werben, die Minne
und wen sie dann freit.
Der Ritter schwört Liebe, bleibt treu bis ins Grab ...
Der Satz schwebt im Raume  mein Bleistift bricht ab.

Na gut, dann halt anders!
Ich denk an die Jugend
an Spiele und Freude
und nicht zuletzt Tugend.
Ich ahne das Kindlein
von zarter Gestalt
die gütigen Eltern,
die Hütte am Wald.
Jetzt tanzt diese Kleine, so lebhaft und munter
am Bache entlang  der Kuli fällt runter.

Ist Glaube zu heilig?
Das Pilgern zu öde?
Der Eiferer kitschig?
Der Fromme zu blöde?
Vielleicht ein ganz Weiser,
sein inneres Ringen
allein auf dem Berge
bei heiligem Singen.
So redet er Wahrheit, von Göttern besessen ...
es knarzt eine Tür, mein Mann will jetzt essen.

Wie wär es mit Drachen?
Ein König in Not?
Die Jungfrau am Felsen,
noch panisch, bald tot?
Und hier kommt der Retter,
ein Bursche recht keck.
Er ringt mit dem Drachen
Sein Schwert fliegt ihm weg.
Da würgt er das Untier, erlangt goldenen Lohn ...
Knüll alles zusammen. Das hatten wir schon!

Ich starr auf das Blatt
das Blatt starrt zurück.
Es ist so ganz leer
und ich bald verrückt.
Die Bilder sie drehn sich
im Kopf ohne Sinn.
Ich mach jetzt 'nen Kurs!
Ich schmeiß alles hin!!
Doch nachts dann um Viere, da kommt die Idee.
Ich schalte das Licht ein ... Nachtruhe adé!



© Susanne Michaelis 2010

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